»Else!« »Else! Else!« »Ein Arzt, ein Arzt!« »Geschwind zum Portier!« »Was ist denn passiert?« »Das ist ja nicht möglich.« »Das arme Kind.« »Bitte, die Türe schließen.« »Beruhigen Sie sich doch, gnädige Frau.« »Ist schon um den Arzt geschickt?«»Es ist ein Ohnmachtsanfall.« »Man kann sie doch nicht auf dem Boden liegen lassen.« »Hier ist ein Plaid.« »Eine Decke.« »Decke oder Plaid, das ist ja gleichgültig.« »Bitte doch um Ruhe.« »Auf den Diwan.« »Bitte doch endlich die Türe zu schließen.« »Nicht so nervös sein, sie ist ja geschlossen.« »Else! Else!«»Hörst du mich Else?« - »Du siehst doch, Mama, daß sie ohnmächtig ist.« »Wir müssen sie auf ihr Zimmer bringen.« - »Was ist denn da geschehen? Um Gottes willen!« »Else!« - »Bitte um Ruhe.« - »Bitte ein wenig zurückzutreten.«

»Hast du eine Ahnung, von wem die Depesche war, Paul?« »Guten Abend, meine Herrschaften.« »Else, hörst du mich?« »Lassen Sie sie doch, Frau Cissy.« »Ach Paul.« »Der Direktor sagt, es kann vier Stunden dauern, bis der Doktor da ist.« »Sie sieht aus, als wenn sie schliefe.« »Von Gefahr ist keine Rede, Mama. Ein - Anfall.« »Keinen Tag länger bleibe ich im Hotel.« »Bitte dich, Mama.« »Morgen früh reisen wir ab.«

»Aber einfach über die Dienerschaftsstiege. Die Tragbahre wird sofort hier sein.« »Wollen Sie nicht dafür sorgen, Herr Direktor, daß die Leute sich endlich von der Türe entfernen.« »Rege dich doch nicht auf, Mama.« »Es ist eine Rücksichtslosigkeit von den Leuten.« »Der Gang ist frei.« »Die Leute könnten doch wenigstens so viel Rücksicht haben.« »Ich bitte dich, Mama, beruhige dich doch.« »Bitte, gnädige Frau.« »Wollen Sie sich nicht ein wenig meiner Mutter annehmen, Frau Cissy?« »Bitte vorsichtig, so, langsam.« »Der Plaid?« »Ja, danke, Frau Cissy.« »Aber mir sein das g'wohnt, Herr Doktor. Da sind schon Schwerere darauf gelegen. Im vorigen Herbst einmal zwei zugleich.« »Pst, pst.«

»Vielleicht sind Sie so gut, vorauszugehen, Frau Cissy und sehen, ob in Elses Zimmer alles in Ordnung ist.« »Danke sehr, Herr Direktor, bemühen Sie sich nicht weiter.« »Ich werde mir erlauben, später wieder nachzufragen.«

»Ich habe es ja kommen gesehen, Paul.« »Schon die ganzen letzten Tage habe ich so etwas kommen gesehen. Sie ist überhaupt nicht normal. Sie muß natürlich in eine Anstalt.« »Aber Mama, jetzt ist doch nicht der Moment davon zu reden.« »Du denkst doch nicht, Paul, daß ich in ein und demselben Coupé mit dieser Person nach Wien fahren werde. Da könnte man schöne Sachen erleben.« - »Es wird nicht das Geringste passieren, Mama. Ich garantiere dir, daß du keinerlei Ungelegenheiten haben wirst.« - »Wie kannst du das garantieren?«

»Hierher bitte. So. So. Hier. Danke. Rücken Sie die Bahre ganz nah ans Bett heran.« »Danke. So, es ist schon recht. Bitte die Türe zu schließen. - Wenn Sie so gut sein wollten mir zu helfen, Cissy.« - »O, mit Vergnügen, Herr Doktor.« - »Langsam, bitte. Hier, bitte, Cissy, fassen Sie sie an. Hier an den Beinen. Vorsichtig. Und dann – – Else – –? Hörst du mich, Else?« »Paul!« - »Gnädige Frau?«

»Glaubst du wirklich, daß sie bewußtlos ist, Paul?« Ja, sie ist vollkommen bewußtlos. Das kommt nach solchen Anfällen gewöhnlich vor.« »Nein, Paul, du bist zum Kranklachen, wenn du dich so erwachsen als Doktor benimmst.«»Still, Cissy.« »Warum denn, wenn sie nichts hört?!« »Nun, wie geht's? Besser?« »Noch immer ohnmächtig?« »Kann man sie nicht zum Bewußtsein erwecken?« »Sie wird bald wieder zu sich kommen, Mama. Jetzt braucht sie nichts als Ruhe. Übrigens du auch, Mama. Möchtest du nicht schlafen gehen? Es besteht absolut keine Gefahr. Ich werde zusammen mit Frau Cissy bei Else Nachtwache halten.« »Jawohl, gnädige Frau, ich bin die Gardedame. Oder Else, wie man's nimmt.« »Und ich kann mich darauf verlassen, Paul, daß du mich wecken läßt, sobald der Arzt kommt?« »Aber Mama, der kommt nicht vor morgen früh.«

 

»Ich kann mich noch immer nicht fassen, Paul, ein solcher Skandal! Du wirst sehen, es kommt in die Zeitung!« »Mama!« »Aber sie kann doch nichts hören, wenn sie ohnmächtig ist. Wir reden doch ganz leise.« »In diesem Zustand sind die Sinne manchmal unheimlich geschärft.« »Sie haben einen so gelehrten Sohn, gnädige Frau.« »Bitte dich, Mama, geh' zu Bette.« »Morgen reisen wir ab unter jeder Bedingung. Und in Bozen nehmen wir eine Wärterin für Else.« »Über all' das reden wir morgen, Mama. Gute Nacht, Mama.« »Ich will mir einen Tee aufs Zimmer bringen lassen und in einer Viertelstunde schau ich noch einmal her.« »Das ist doch absolut nicht notwendig, Mama.«

»Siehst du, Paul, jetzt weiß ich, daß sie ohnmächtig ist. Sonst wäre sie mir unbedingt an die Kehle gesprungen.« »Möchtest du mir nicht den Gefallen tun und schweigen, Cissy?« »Aber was willst du denn, Paul? Entweder ist sie wirklich bewußtlos. Dann hört und sieht sie nichts. Oder sie hält uns zum Narren. Dann geschieht ihr ganz recht.« »Es hat geklopft, Cissy.« »Mir kam es auch so vor.« »Ich will leise aufmachen und sehen wer es ist. -

Guten Abend Herr von Dorsday.« »Verzeihen Sie, ich wollte nur fragen, wie sich die Kranke« »Else!« »Else! Hören Sie mich, Else?« »Else, Sie haben uns in einen schönen Schreck versetzt.« »Wissen Sie, was Sie getan haben, Else? Denken Sie, nur mit dem Mantel bekleidet sind Sie ins Musikzimmer getreten, sind plötzlich nackt dagestanden vor allen Leuten und dann sind Sie ohnmächtig hingefallen. Ein hysterischer Anfall wird behauptet. Ich glaube kein Wort davon. Ich glaube auch nicht, daß Sie bewußtlos sind. Ich wette, Sie hören jedes Wort, das ich rede.«

 

 

 

»Else! Else!« »Else!«»Sie muß sich bewegt haben, Paul, wie hätte es sonst herunterfallen können?« »Eine unwillkürliche Bewegung, das wäre schon möglich.« »Wenn sie nicht wach ist.« »Was fällt dir ein, Cissy. Sieh sie doch nur an.« »Der Puls geht ruhig. Lach' doch nicht, Cissy. Das arme Kind.« »Ob du mich auch ein armes Kind nennen würdest, wenn ich mich im Musikzimmer nackt hingestellt hätte?« »Schweig' doch, Cissy.« »Ganz nach Belieben, mein Herr. Vielleicht soll ich mich entfernen, dich mit dem nackten Fräulein allein lassen. Ach bitte, geniere dich nicht. Tu', als ob ich nicht da wäre.« »Übrigens weißt du, was mir vorkommt. Daß dieser Herr von Dorsday in das nackte Fräulein verliebt ist. Er war so erregt, als ginge ihn die Sache persönlich an.«

»Ich glaube, Cissy, daß sie bald erwachen wird. Es ist, als wenn sie sich schon mühte, die Augen zu öffnen. Aber Cissy, was tust du denn?« »Nun, ich umarme dich. Warum denn nicht? Sie hat sich auch nicht geniert.« »Jetzt scheint sie wieder ganz ruhig geworden. Der Puls - der Puls ist ziemlich regelmäßig.« »Schau mal her Cissy, scheint dir nicht, daß sie lächelt?« »Wie sollte sie nicht lächeln, Paul, wenn du immerfort zärtlich ihre Hand hältst.«

 

 

»Else, hörst du mich, Else? Ich bin es, Paul.« - Haha, Paul. Warum sitzest du denn auf der Giraffe im Ringelspiel? - »Else, Else!« - So reit' mir doch nicht davon. Du kannst mich doch nicht hören, wenn du so schnell durch die Hauptallee reitest. Du sollst mich ja retten. Ich habe Veronalica genommen. Das läuft mir über die Beine, rechts und links, wie Ameisen. Ja, fang' ihn nur, den Herrn von Dorsday. Dort läuft er. Siehst du ihn denn nicht? Da springt er über den Teich. Er hat ja den Papa umgebracht. So lauf ihm doch nach. Ich laufe mit. Sie haben mir die Bahre auf den Rücken geschnallt, aber ich laufe mit. Meine Brüste zittern so. Aber ich laufe mit. Wo bist du denn, Paul? Fred, wo bist du? Mama, wo bist Du? Cissy? Warum laßt Ihr mich denn allein durch die Wüste laufen? Ich habe ja Angst so allein. Ich werde lieber fliegen. Ich habe ja gewußt, daß ich fliegen kann.
   »Else!« . . .
        »Else!« . . .
         Wo seid Ihr denn? Ich höre Euch, aber ich sehe Euch nicht.
                »Else!« . . .
                   »Else!« . . .
                      »Else!« . . .
                          Was ist denn das? Ein ganzer Chor? Und Orgel auch? Ich singe mit. Was ist es denn für ein Lied? Alle singen mit. Die Wälder auch und die Berge und die                               Sterne. Nie habe ich etwas so Schönes gehört. Noch nie habe ich eine so helle Nacht gesehen. Gib mir die Hand, Papa. Wir fliegen zusammen. So schön                                    ist die Welt, wenn  man fliegen kann.  Küss' mir doch nicht die Hand. Ich bin ja dein Kind, Papa.
                                       »Else! Else!«

                                             Sie rufen von so weit! Was wollt Ihr denn? Nicht wecken. Ich schlafe ja so gut. Morgen früh. Ich träume und fliege. Ich fliege . . . fliege . . . fliege . . .                                                 schlafe und träume . . . und  fliege . . . nicht wecken . . . morgen früh . . .
                                                     »El . . .«


                                                                                                 Ich fliege . . . ich träume . . . ich schlafe . . . ich träu . . . träu – ich flie . . . . . .