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Jan BoveletOrnament und Erkenntnis

Das Neue am neuen Ornament wird heute geläufigerweise an der Identifikation des Ornament mit seinen Herstellungs- und Generierungsprozessen festgemacht. Dabei stellt sich die Frage, wie weit diese Identifikation in der theoretischen Konzeption des Ornamentes belastet werden kann. Wie lässt sich die Ornament-Frage sinnvoll im Spannungsfeld von idealistischen und praktischen Ansätzen in der Ästhetik positionieren?

Die heutigen Schwierigkeiten dieser Positionierung resultieren aus dem ungeklärten Verhältnis von Architektur/Design, Wissenschaft und Kunst, das nach wie vor durch die überkommene kategoriale Trennung von Subjekt und Objekt bestimmt ist. Eine Lösung dieser Probleme liegt in einer adualistische Erkenntnis- und Wissenskonzeption. Denn das Problem ist nicht, dass Architektur nicht in die Dichotomie von Kunst und Wissenschaft passt, sondern dass die Dichotomie von exakter Wissenschaft und kreativer Kunst selbst defekt ist. Entwurf/disegno und Ornament gehören ins Zentrum einer zeitgemäßen Erkenntnistheorie und Wissensforschung!

Das Ornament ist weder empirisches Objekt noch abstrakte Idee. Es ist offensichtlich immer eine Art Hybrid aus beiden Aspekten und kann damit als Archetyp eines Objektes für Subjekte gesehen werden. Als epistemisches Objekt kann das Ornament relativ zu einer Kultur als stabile, evolutionsfähige Inklusion von Gegenstand und Erkenntnis konzipiert werden, zu der weder der Idealist noch der Empi-rist einen privilegierten Zugang haben kann. Das Ornament kann nur in der Integration von analytisch-operationellen (Re-) Präsentationstechniken und kreativer epistemischer Domestikation gefasst werden, die sich in jeweils spezifischen historischen Verschränkungen von Notation, Materialität und Kognition zeigt.

Von dieser Warte aus sind die intimen internen Beziehungen zwischen digitalem Habitat und neuem Ornament evident: das neue Ornament erschließt sich nur, wenn man die epistemische Logik des digitalen Habitats in Rechnung stellt. Umgekehrt wird die Thematisierung des digitalen Habitats erst dort interessant, wo es nicht mehr nur um analytische Parametrisierung geht, sondern um die Frage nach dem Auftauchen des Ornaments im digitalen Habitat.



Mario Carpo
Chi è stato? Paradossi dell'autorialità in un'età di oggetti variabili
the lecture will be presented in Italian

From Alberti to Semper, architectural ornament has always had the (sometimes bad) reputation of being an add-on-something which structure can easily do without. Digital design and fabrication have to some extent healed this rift, while at the same time creating new degrees of separation in the design and production processes. The same designers may now conceive, measure, calculate, develop and produce objects that are the same time formally complete and load bearing; but as the new agencies of design are increasingly plural and multiplicitous, one question inevitably arises-who does what, precisely, and when?

Architectural authorship is a fairly recent historical acquisition. The idea of the architect as the intellectual "author" of a building was invented by early modern humanists, and more particularly by Leon Battista Alberti, when he stated (in his treatise On Building, circa 1452) that architects should not make things, but should only design them. This notational limitation of the architect's work was revolutionary at the end of the Middle Ages, but it slowly became mainstream in the course of the five centuries that followed, and climaxed in the second half of the twentieth century, when it came to define the global practice of the architectural profession, including in its legal aspects.

But at the end of the last century this Albertian, humanistic and modern paradigm started to be unmade by the digital turn. For all that is digital is variable, and CAD-CAM or BIM notations are no less variable today than any other digital media object (such as texts, images or music). Next to the formal and economic implications of the digital turn in architecture, which have already been largely assessed, architects are now testing the shifting and at times uncontrollable nature of digital authorship. New forms of digitally supported, participatory agency are already taking shape, and architects are sometimes puzzled or alarmed by the devolution of authorship that these new digital tools will inevitably entail. They should not be.


Benjamin DillenburgerReichtum und Feinheit: Über das programmierte Ornament.

Die Professur für CAAD untersucht das Potential von Informationstechnologie in Architektur. Projekte werden im Sinne der digitalen Kette bearbeitet, sie bleiben von der frühen Entwurfsphase bis zur ihrer Fertigstellung konsequent im Computer. Mit den vorgestellten Arbeiten soll der Einfluss des Computers auf das Ornament diskutiert und mögliche Haltungen dazu aufgezeigt werden. Die Experimente reichen dabei von fraktalen über adaptive bis hin zu funktionalen Ornamenten.

Während durch CNC-Maschinen einerseits die Ausführung näher an die Planung rückt, bietet der Computer andererseits die Möglichkeit, nicht mehr nur direkt mit Stift auf Papier sondern abstrakt mittels Algorithmen zu entwerfen. Wiederholung, Variation und Fallunterscheidung sind programmierbar und damit wieder in Entwurf und Herstellung erschwinglich. Mit dem neuen Verständnis der Natur ändern sich auch die verwendeten Motive und der Grad ihrer Abstraktion. Prinzipien wie Selbstorganisation, Evolution oder Emergenz fließen nicht nur bildlich sondern auch substantiell in den Entwurfsprozess ein. Die Formensprache abstrakter, geometrischer Ornamente wird bereichert dank algorithmischer Geometrie. Moderne Techniken der Formung und Fügung von Bauteilen bedingen eine andere Logik für die Ornamentik. Netzwerke lösen hierarchische Konfigurationen ab, in denen das Ornament mit seinem Träger zu einer organischen Einheit verschmilzt.

Die Architektur lernt gerade erst, mit der gewonnenen Freiheit umzugehen. Es gilt, die neuen Möglichkeiten zu erforschen, eher spielerisch als nüchtern.



Elisabetta Di Stefano
Tra ornamento e funzionalità: la parabola del motto "FFF" da Sullivan a Mendini

La questione dell'ornamento è stata spesso interpretata alla luce della dialettica utile/superfluo, vertendo verso l'una o l'altra ipotesi a seconda dei differenti contesti teorici. Tuttavia nello scorcio del XIX secolo, nell'era della macchina, l'estetica organicistica di Louis H. Sullivan aveva conferito alla teoria, di matrice vitruviana e albertiana, nuovo vigore, sostanziandola col trascendentalismo di Emerson e Whitman e con l'evoluzionismo di Darwin e Spencer. Sulla base di un'analogia biologica per Sullivan l'ornamento è parte integrante alla struttura dell'edificio come il fiore alla pianta e di conseguenza la forma risponde ad esigenze funzionali.

Gli scritti di Sullivan ebbero un forte impatto culturale, soprattutto The Tall Office Building Artistically Considered (1896), che lo consacrò come il padre del funzionalismo, legando il suo nome al famoso principio Form Follows Function. Tale motto, ripreso in un’accezione fuorviante, divenne il vessillo del Movimento Moderno che bandì l'ornamento a favore della funzionalità.
 
Oggi ci troviamo nuovamente ad una svolta epocale: nell'era dell'elettronica l'architettura si orienta verso un paradigma post-organico, infatti tramontato il modello vitruviano-albertiano, l'architettura guarda al corpo non più come a un exemplum d'ordine e misura formale, ma come a un modello di sensibilità, flessibilità, intelligenza e capacità comunicativa. In questo nuovo contesto l'ornamento, smaterializzato, digitalizzato, reinterpretato, cerca una diversa giustificazione teorica. Qual è il senso dell'ornamento nella civiltà dell'immagine in cui il superfluo sembra divenire necessario e il necessario superfluo? Tra le differenti soluzioni al quesito è interessante la proposta di certo design contemporaneo e in particolare di Alessandro Mendini che ricollegandosi al vecchio Maestro del funzionalismo conferisce un nuovo significato alla formula FFF (Family Follows Fiction), riscoprendo nelle fantasie cromatiche e nelle forme antropomorfiche (cavatappi Anna G) un campo in cui l'elemento decorativo trova ragioni di necessità nella sfera degli affetti e delle emozioni.


Michael Dürfeld
Neues Programm und alte Funktion:
 Zum Verhältnis von Ornamentalität und Strukturalität im neuen Ornament.



Die in der aktuellen Architekturpraxis zu beobachtenden ornamentalen Phänomene zeichnen sich durch eine fremdartige Ornamentalität aus, die sich markant von traditionellen Ornamentvorstellungen unterscheidet: Sie ist weniger gestaltorientiert als vielmehr prozessual, weniger oberflächlich als vielmehr raumzeitlich, weniger statisch als vielmehr dynamisch, weniger euklidisch als vielmehr fraktal, weniger geplant als vielmehr selbstorganisiert, weniger symmetrisch als vielmehr asymmetrisch, weniger wiederholend als vielmehr transformierend und sie ist ganz besonders weniger schmückend als vielmehr strukturell. Ornamentalität und Strukturalität verbinden sich zu einem dynamischen System. Ist in diesem Fremdartigen das Neue des neuen Ornaments zu erblicken?

Der Beitrag geht dieser Frage nach, indem er einen vergleichenden Blick in die 60er Jahre wirft, in denen schon einmal das Konzept eines strukturellen Ornaments entwickelt wurde. Worin unterscheidet sich nun das neue Ornament vom strukturellen Ornament der 60er Jahre? Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Züricher Ausstellung ornament ohne ornament? von 1965, in der versucht wurde, die vielfältigen ornamentalen Phänomene in Architektur und Design auf eine mathematische Symmetriestruktur zurück zu führen. Anhand einer Gegenüberstellung von ausgewählten Beispielen dieser Ausstellung mit aktuellen Projekten sollen die Unterschiede aber auch die Gemeinsamkeiten exemplarisch und anschaulich herausgearbeitet werden.


Dabei soll die These entwickelt werden, dass sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den beiden Ornamentkonzeptionen entlang der Unterscheidung von Programm und Funktion beobachten lassen: Gemeinsam ist ihnen, in der Strukturierung von Raum und Zeit die grundlegende Funktion des Ornamentalen zu sehen. Unterschiedlich sind die für die Strukturierung verwendeten Programme. Damit zeigt sich in der fremdartigen Ornamentalität der neuen Ornamente einerseits mit den verwendeten Strukturierungsprogrammen etwas Neues und andererseits mit der zugrunde gelegten Strukturierungsfunktion etwas sehr Altes.


Christian KathrinerMalerei im Sog des Digitalen: Überlegungen zu den Bildern von Walter Obholzer und Albrecht Schnider

Was heisst malerische Praxis im Zeichen des Digitalen? Vor dem Hintergrund zentraler, historisch-theoretisch und medial verwurzelter Leitideen und Metaphern der Malkunst, werden mit Walter Obholzer (1953-2008) und Albrecht Schnider (*1958) zwei Maler und deren Strategien hervorgehoben, welche auf die Herausforderungen des „digitalen Imperativs“ antworten. Beide Künstler versuchen die entsprechenden Antworten mit genuinen Mitteln und traditionellen Werkstoffen der Malerei zu finden.


Achim Menges
Unkomplizierte Komplexität: Integration von Material, Form, Struktur und Performance im Computational Design

Die komplizierte Geometrie, facettenreiche Formensprache und elaborierte Oberflächenartikulation zeitgenössischer Architektur sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der derzeitige Einsatz des Rechners in Architektur und Design in den meisten Fällen zunächst noch keine entwurfsmethodische Neuerung darstellt. Ähnlich wie eine Vielzahl anderer, wegweisender technologischer Veränderungen in der Baugeschichte erst mit erheblicher Verzögerung Auswirkungen auf den maßgeblichen Prozess des Entwerfens hatten, kommt auch der Computer in der derzeitigen architektonischen Praxis zumeist lediglich als effizientes und vielseitiges Hilfsmittel in methodisch herkömmlichen Entwurfsverfahren zur Anwendung. Erst der Übergang vom zurzeit vorherrschenden Computer Aided Design zum Computational Design stellt einen signifikanten Wandel im Umgang mit dem tatsächlichen Potential des Rechners und den damit einhergehenden entwurfsmethodischen Auswirkungen dar.

Im Computational Design wird Form nicht durch eine Reihe von Zeichen- oder Modellierschritten bestimmt, sondern anhand definierter, regelbasierter Prozeduren und parametrisch beschriebener Verknüpfungen generiert. Im Gegensatz zum Computer Aided Design macht Computational Design die Beziehung zwischen Form, Information und Formwerdung explizit. Die damit verbundene Offenlegung der Wechselbeziehungen aus algorithmischer Er- und Verarbeitung von Information ermöglicht es dem Entwerfenden, den Formgenerierungsprozess durch die spezifischen Eigenheiten und Einschränkungen der Materialisierung zu informieren. Computational Design ermöglicht also ein Verständnis von Form, Material, Struktur, Herstellung und Fertigung als systemische Wechselbeziehungen, in deren Möglichkeitsspielraum sich der Entwurf entfalten kann. Diese wechselseitige Rückkopplung aus virtuellem Rechnermodell und materieller Konstruktion im computerbasierten Entwurfsprozess erlaubt eine neue Art der Synthese von Form- und Materialwerdung.

Entscheidend ist dabei, dass ein Attribut des zeitgenössischen, sich verstärkenden, überbordenden Gestaltens bei gleichzeitigem Verharren in herkömmlichen Entwurfsmethoden eine aufgesetzte Kompliziertheit der Geometrie und Konstruktion von Architektur zur Folge hat, wie wir sie heute in vielen Projekten beobachten können. Das Ergebnis eines Entwurfsansatzes, der dem tatsächlichen Potential des Rechners entspricht, ist daher eine aus den Wechselbeziehungen von Material, Form und Struktur sich ergebende morphologische Ausdifferenzierung und Performativität – eine unkomplizierte Komplexität.


Matteo Moretti
Mimesi Digitale

Osservando la struttura di un cavolo romanesco o studiando la disposizione dei semi di un fiore di girasole, viene da domandarsi quanto la natura crei per caso o quanto, invece, segua un processo ben definito.

Quanta matematica sia presente nel mondo circostante è una domanda a cui molti hanno cercato di rispondere; scienziati, artisti e matematici, da Fra’ Pacioli con la sezione aurea fino a Mandelbrot con i frattali, hanno dimostrato che tutto quello che ci circonda è spesso traducibile in un’equazione.

Nel 1898 il biologo tedesco Ernst Heinrich Haeckel scrive Kunstformen der Natur, il primo trattato in cui viene alla luce il rapporto tra arte, matematica e natura; Haeckel individua alcune piante incredibilmente complesse ed armoniche, mostrando come la loro forma si basi sulla ripetizione geometrica di semplici strutture. Nei suoi studi emerge quanto la bellezza e l’armonia siano date dal manifestarsi di un processo generante, piuttosto che dalla pianta in sé.

Negli schizzi di Haeckel diventa evidente quello che in matematica viene chiamato algoritmo, la procedura necessario alla creazione, in questo caso della pianta. Haeckel introduce l’estetica generativa, un nuovo paradigma artistico basato sul processo anziché sul suo fine.

Si può così definire l’arte generativa come un atto creativo a priori, in cui l’artista crea il processo: l’equazione verrà successivamente svolta dal computer, che, ad ogni avvio, darà vita ad infinite varianti accomunate dallo stesso algoritmo.

Il designer generativo abbandona così gli strumenti tradizionali del design digitale (pennello, matita, spray in Photoshop, ad esempio, non sono altro che metafore sullo schermo di oggetti reali) individuando nel codice la forma più naturale per creare algoritmi, accadimenti casuali e cicli infiniti, dando vita ad una dialettica tra matematica ed azzardo dalla quale nasce l’arte generativa, a cavallo tra scienza ed arte.

Sistemi che interagiscono con altrettante complessità, inducendo e ricevendo stimoli che ne modificano il proprio stato in una catena di incalcolabili conseguenze. Sistemi che creano una nuova mimesi digitale dove la complessità ed il comportamento della natura, ne sono i protagonisti.


Sebastian OschatzOrnament und Verrechnen

Das Prinzip der Wiederholung ist der Kern der von Neumannschen digitalen Universalmaschine. Nicht überraschend eignen sich Computer ideal für den Einsatz zum Generieren, Adaptieren und Augmentieren von ornamentalen Strukturen. Sebastian Oschatz zeigt Beispiele aus aktuellen und zurückliegenden Projekten.


Renato TronconPer una teoria performativa dell’ornamento

Tesi del mio contributo è che molte delle impasse nella discussione sull’ornamento e il suo statuto derivano da una sottovalutazione della componente temporale e generativa essenzialmente inerente al design, una sottovalutazione presente fin dalla classica definizione di Sullivan su forma e funzione e tutt’altro che rimossa fino a oggi. Il mio contributo concerne la possibilità di correggere questo aspetto promuovendo un’idea di design come performance collegata a profili sistemici ed evoluzionistici (biofilia e pattern language). Per questo, dopo aver brevemente passato in rassegna alcuni momenti fondamentali della teoria dell’ornamento nei principali modelli del design del Novecento, chiamerò in causa in particolare le arti del tempo mostrando anche come questo mio tentativo si inserisca nei tentativi più recenti miranti a rivedere lo statuto stesso del design nelle sue diverse forme e ampiezza.     
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