Interaktion

Ein Projekt in 4 Modulen

Stilübungen

eine absurde Mischung unterschiedlicher Erzählformen
Julia Maltry

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Paris, zur Mittagszeit. Ein junger Mann befindet sich im vollen Autobus. Er wird angerempelt, setzt sich dann auf einen freien Platz. An einem anderen Ort in Paris unterhält er sich kurz darauf mit einem Bekannten.
Diese kurze, scheinbar banale Geschichte beschreibt Raymond Queneau in 108 unterschiedlichen Stil-formen: als Klappentext, als Sonett, metaphorisch, lautmalerisch, javanisch, philoso-phisch etc. Er war ein Sprachartist, einer der ex- perimentierfreudigsten Autoren des 20. Jahrhun-dert, der höchst eigen-willig und phantasievoll gegen die Mumifizierung der Sprache kämpfte.
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Ich habe sein Werk »Stilübungen« als Grundlage für meine interaktive Seite verwendet, da sich seine Geschichten ausgezeichnet non-linear dar- stellen lassen. Ich habe 5 der 100 Episoden ausgewählt und inhaltlich in 4 Abschnitte unterteilt: der erste beschreibt Ort und Zeit der Handlung, der zweite die Haupt-figur, der dritte die Aktion der Hauptfigur und der vierte eine spätere Handlung des Protagonisten. Der Leser hat nun die Möglichkeit die verschie-denen Episoden parallel zu lesen und die unter-schiedlichen Stile miteinander zu vermischen. Dadurch entsteht ein amüsantes Chaos verschie-dener Erzählformen.

Die einzelnen Erzählformen werden auch graphisch
voneinander unterschieden, indem jede Episode ihren
eigenen Font hat. Bild der Arbeit RechtsZusätzlich untermalen typographische
Illustrationen die verschiedenen Charakte-ristiken der Episoden. Die Illustrationen erinnern an das Faltspiel für Kinder, wo der Erste ein Gesicht auf ein Papier zeichnet, dann umklappt, der Zweite den Körper zeichnet, umklappt usw. Ich habe aus Buchstaben verschiedene Gesichter, Körper und Beine entwor-fen, welche zu den einzelnen Stilformen passen. Springt der Leser nun zwischen den verschiedenen Episoden hin und her, verändert sich der Ausdruck der Figur. Obwohl die Seite auf den ersten Blick eher einen absurden, fast unsinnigen Eindruck macht, könnte sie für Schüler oder Studenten sehr nützlich sein. Die Seite veranschaulicht und vergleicht exem-
plarisch die Verwendung der verschiedenen stilistischen
Mittel in der Literatur.

 

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Fakultät für Design & Künste Freie Universität Bozen
Sommersemester 2005