„Monsieur, es sind Umstände damit verbunden,
die eine Untersuchung wünschenswert erscheinen lassen.“
„Nun gut, wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich glaube, es liegt in Ihrer Verfügungsgewalt, Dokumente zu
vernichten, die Ihrem Gericht vorgelegt wurden. Oder auch sie in Verwahrung
zu nehmen, je nachdem, was Sie für richtig halten. Nun, ein bestimmter
Brief wurde in der Tasche des Morgenmantels von Henry
Gascoigne gefunden, ist es nicht so?“
„Ja, ganz recht.“
„Ein Brief von seinem Neffen
Dr. George Lorrimer?“
„Richtig. Bei der gerichtlichen Untersuchung wurde der Brief vorgelegt,
um die Zeit des Todes bestimmen zu können.“
„Das gerichtsmedizinische Gutachten bestätigte wohl die angegebene
Zeit?“
„Ja, genau.“
„Ist dieser Brief vorhanden?“
Hercule
Poirot wartete ungeduldig auf die Antwort. Als
er erfuhr, dass der Brief noch zur Untersuchung verfügbar war, atmete
er erleichtert auf.
Als er ihm schließlich vorgelegt wurde, studierte er ihn sehr sorgfältig.
Er war mit Tinte in leicht verkrampfter Schrift geschrieben.
Der Brief lautete:
Lieber Onkel Henry,
leider muss ich dir mitteilen, dass ich bei Onkel Anthony keinen Erfolg
gehabt habe. Er zeigte keine Begeisterung, als ich ihm von deinem Plan,
ihn zu besuchen, erzählte, und reagierte nicht auf deinen Wunsch, Vergangenes
doch zu vergessen. Er ist natürlich sehr krank, und seine Gedanken
sind häufig ganz abwesend. Ich könnte mir denken, dass sein Ende
schon sehr nahe ist. Er schien sich deiner kaum noch zu errinnern. Es tut
mir Leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber du kannst sicher sein,
dass ich mein Bestes tat.
Dein dich liebender
George Lorrimer
Der Brief war auf den dritten November datiert. Poirot
betrachtete den Stempel auf dem Briefumschlag. Er war am dritten November
um sechzehn Uhr dreißig abgestempelt.
„Das ist doch völlig in Ordnung,
nicht wahr?“, murmelte er.
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