24 Schwarzdrosseln

Der Brief

„Monsieur, es sind Umstände damit verbunden, die eine Untersuchung wünschenswert erscheinen lassen.“
„Nun gut, wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich glaube, es liegt in Ihrer Verfügungsgewalt, Dokumente zu vernichten, die Ihrem Gericht vorgelegt wurden. Oder auch sie in Verwahrung zu nehmen, je nachdem, was Sie für richtig halten. Nun, ein bestimmter Brief wurde in der Tasche des Morgenmantels von
Henry Gascoigne gefunden, ist es nicht so?“
„Ja, ganz recht.“
„Ein Brief von seinem Neffen
Dr. George Lorrimer?“
„Richtig. Bei der gerichtlichen Untersuchung wurde der Brief vorgelegt, um die Zeit des Todes bestimmen zu können.“
„Das gerichtsmedizinische Gutachten bestätigte wohl die angegebene Zeit?“
„Ja, genau.“
„Ist dieser Brief vorhanden?“

Hercule Poirot wartete ungeduldig auf die Antwort. Als er erfuhr, dass der Brief noch zur Untersuchung verfügbar war, atmete er erleichtert auf.
Als er ihm schließlich vorgelegt wurde, studierte er ihn sehr sorgfältig. Er war mit Tinte in leicht verkrampfter Schrift geschrieben.

Der Brief lautete:


Lieber Onkel Henry,
leider muss ich dir mitteilen, dass ich bei Onkel Anthony keinen Erfolg gehabt habe. Er zeigte keine Begeisterung, als ich ihm von deinem Plan, ihn zu besuchen, erzählte, und reagierte nicht auf deinen Wunsch, Vergangenes doch zu vergessen. Er ist natürlich sehr krank, und seine Gedanken sind häufig ganz abwesend. Ich könnte mir denken, dass sein Ende schon sehr nahe ist. Er schien sich deiner kaum noch zu errinnern. Es tut mir Leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber du kannst sicher sein, dass ich mein Bestes tat.

Dein dich liebender
George Lorrimer

Der Brief war auf den dritten November datiert. Poirot betrachtete den Stempel auf dem Briefumschlag. Er war am dritten November um sechzehn Uhr dreißig abgestempelt.
„Das ist doch völlig in Ordnung, nicht wahr?“, murmelte er.


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