24 Schwarzdrosseln

Der Fall

Als die Kellnerin den Truthahn brachte, sagte er: „Ich sehe der <Großvater> besucht euch noch?“
„Freilich. Er kommt immer dienstags und donnerstags. Letzten Montag kam er ausnahmsweise auch. Ich war ganz verwirrt. Ich bildete mir ein, dass ich alle meine Verabredungen durcheinander gebracht hätte und es Dienstag wäre, ohne dass ich es wusste. Aber er kam auch am Dienstag – der Montag war also sozusagen nur eine Ausnahme.“
„Das ist eine interessante Abweichung von der Gewohnheit“
, murmelte Poirot. „Ich würde gern den Grund wissen.“
„Nun ja, wenn Sie mich fragen, glaube ich, dass er irgendwie durcheinander war oder sich Sorgen machte.“
„Warum glauben Sie das? Hat er sich so benommen?“
„Nein, es war nicht eigentlich sein Benehmen. Er war wie immer sehr still. Selten sagt er etwas anderes als <guten Abend>, wenn er kommt und geht. Nein, es war seine Bestellung.“
„Seine Bestellung?“
„Sie werden mich sicherlich auslachen, mein Herr.“
Molly errötete. “Wenn aber ein Gast schon seit zehn Jahren hierher kommt, dann weiß man, was er gerne isst und was nicht. Er verabscheut Nierenpastete und Brombeeren, und ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals dicke Suppe bestellt hätte – aber Montagabend bestellte er dicke Tomatensuppe, Steak, Nierenpastete und Brombeertorte. Es sah so aus, als ob er gar nicht bemerkte, was er bestellte!“
„Wissen Sie“
, sagte Hercule Poirot, „das finde ich außerordentlich interessant.“
Molly schaute befriedigt drein und ließ die beiden Gäste wieder allein.
„Nun, Poirot“, sagte Henry Bonnington kichernd. „Gib ein paar Folgerungen von dir, uns zwar von deiner besten Sorte.“
„Ich würde lieber zuerst deine Schlüsse hören.“
„Du willst, dass ich Watson spiele, äh? Nun gut, der alte Knabe ging zum Doktor, und er verschrieb ihm mal eine andere Kost.“
„Dicke Tomatensuppe, Steak, Nierenpastete und Brombeertorte? Ich kann mir keinen Arzt vorstellen, der so etwas tut.“
„Du brachst es nicht zu glauben, alter Junge. Die Ärzte verschreiben doch die unmöglichsten Sachen.“
„Ist das die einzige Lösung, die dir einfällt?“

Henry Bonnington antwortete:
„Im Ernst, ich glaube, es gibt dafür wahrscheinlich eine Erklärung. Unser unbekannter Freund war über irgendetwas sehr erregt. Er war einfach verstört, dass er nicht wahrnahm, was er bestellte oder aß“ Er schwieg einen Moment lang und sagte dann: „Du wirst mir gleich als Nächstes sagen, dass du ganz genau weißt, was in ihm vorging. Vielleicht wirst du mir sagen, dass er gerade den Entschluss gefasst habe, einen Mord zu begehen.“ Er lachte über seine eigene Annahme.
Hercule Poirot lachte nicht.
Er musste sich selbst eingestehen, dass er in diesem Moment ernstlich beunruhigt war. Er behauptete später, er hätte damals schon ahnen müssen, dass möglicherweise etwas geschehen würde, obwohl ihm seine Freunde versicherten, dass so eine Ahnung ziemlich unbegründet gewesen wäre.



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