Interaktion

Ein Projekt in 4 Modulen

TischSerie

Fünf Statements zum Thema Tisch
Julia Maltry Katarina Moebus Rósa Björk

Am Anfang des Projektes haben wir ein ausgiebiges Brainstorming über die Objekte am Tisch, über das Verhalten der Menschen zu den Objekten, aber auch über ihre Umgangsformen und Bräuche beim Essen gemacht. Wir haben unseren Gedanken freien Lauf gelassen und sind dabei auf vielerlei witziger Ideen gestoßen. Schließlich haben wir uns dafür entschieden eine Serie von Tischen zu kreieren, da wir jede dieser Ideen realisieren wollten. Es sind insgesammt fünf Tische entstanden, die starke Aussagen über den Umgang des Menschen mit alltäglichen Dingen. machen bzw. über das Verhalten des Menschen zu Tisch.
Hierbei wird durch die Beziehung zwischen Objekt und Mensch automatisch das Verhalten des Menschen im Allgemeinen untersucht.
Wir kreieren dabei nicht zwingend eine Interaktion zwischen Menschen, sondern vielmehr findet die Interaktion im Kopf statt. Statements über das Verhalten des Menschen und die Gesellschaft werden durch die fünf Tische veranschaulicht und sollen zum Nachdenken anregen.
Im Allgemeinen sind die Tische mehr Installation als verkaufbare Produkte. Es wäre jedoch interessant einige von ihnen wirklich zu produzieren und die Reaktion der Menschen an ihnen zu testen.

StaTisch MagneTisch SemioTisch ForesTisch RomanTisch

 

^StaTisch

Schritt 1Man stelle sich das Bild eines klassischen, deutschen Ehepaares um die 50 an einem gewöhnlich Abend vor.Er kommt nach Hause, genervt und erschöpft von der Arbeit; sie steht in der Küche und bereitet gelangweilt und ohne große Aufmerksamkeit das Essen zu. Nachdem sich nun beide am Esstisch platziert haben, beginnt ein vierzigminütiges Schweigen. Beide mit dem Blick auf das Essen gerichtet, in Gedanken verloren, haben einander nichts mehr zu sagen. Sie halten sich monoton am einstudierte Ablauf fest um jeglicher Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Diese Art der Spießbürgerlichkeit und kleinkarierten Regelordnung am gedeckten Tisch, haben wir als Statement in diese Arbeit einfließen lassen. Ein strenges Karomuster überzieht nicht nur die Tischdecke sondern das gesamte Geschirr auf dem Tisch. Jedes Objekt hat somit seinen festen Platz. Die zwanghafte Ordnung der Objekte läßt jegliche Interaktion gefrieren. Versucht man aus diesem Muster auszubr chen, indem man Geschirr von seinem Pla tz entfernt, enstehen auffällige Löcher, die einen zu verleiten, die Ordnung wiederherzu-stellen. Die Beziehung die hier zwischen Objekt und Mensch entsteht, steht stellvertretend für die Beziehung zwischen Mensch und Mensch.

 

^MagneTisch

Was passiert wenn Löffel und Müslischüssel plötzlich ihren eigenen Willen bekommen und einem die Milch um die Ohren fliegt, weil der Löffel sich nicht so verhält wie normalerweise? Natürlich wäre der Mensch überrascht, weil er gewohnt ist alltägliche Objekte mit einer Selbstverständlichkeit zu benutzen, dass ihm die automatische Benutzung dieser Gegenstände nicht einmal bewusst ist. Alltägliche Objekte sind für ihn zwar untentbehrlich, doch widmet er ihnen fast keine Aufmerksamkeit. Dieser Tisch soll den Menschen zu mehr Respekt gegenüber den Dingen zwingen. Magneten geben den Objekten dieses speziellen Tisches ihre ungewöhnliche Verhaltensweise, sie sind teilweise an dem Besteck als verzierende Elemente angebracht und teilweise an den Böden der Objekte versteckt. Zusätzlich sorgt eine Metallplatte unter der Tischdecke, die ebenfalls mit stärkeren Magneten ver sehen ist, für Tumult auf dem Frühstückstisch. Das unerwartete Verhalten der Objekte sorgt für einige Überraschungen und lässt die Frage aufkommen, wer hier eigentlich wen kontrolliert.

 

^SemioTisch

Der SemioTisch ist, wie der Name schon sagt, ein semiotisches Experiment, das sich mit der Frage befasst wie weit man beim Austauschen von Objekten gehen kann ohne dass die Eindeutigkeit einer vorgegebenen Situation verloren geht. Wir haben das Besteck mit Schreibutensilien und Werkzeugen ausgetauscht und sie auf einem weißen Tischtuch platziert. Obwohl die Objekte aus ihrem Zusammenhang gerissen sind und in ihrer Funktion von der eines Essbestecks völlig abweichen, machen die Tischdecke und die Anordnung des Bestecks dem Betrachter klar, dass es sich um eine Esssituation handelt. Nicht nur die Anordnung der Objekte sondern auch ihre Ähnlichkeit mit dem Besteck, tragen dazu bei, sie in einer Tischsituation zu verstehen. Würde man z.B. einen Ball und ein Auto wie Gabel und Messer nebeneinander platzieren, würde niemandem in den Sinn kommen, dass man vor einem gedeckten Tisch steht. Nun liegt es am Benutzer, sein kreatives Potenzial einzusetzen und somit das ungewöhnliche Besteck sinnvoll zu verwenden. Dadurch bekommen die Werkzeuge neue Funktionen und somit verändert sich ihre bedeutung.

 

^ForesTisch

Schritt 2Die tägliche Nahrungsaufnahme ist essentieller Bestandteil des Menschen seit den Anfängen seiner Entwicklung - das gilt für den Neandertaler sowie für den modernen Menschen von heute. Allerdings haben sich die Sitten und Umgangsformen ein wenig verändert. Wo der Neandertaler das Wild mit eigener Kraft gejagt und getötet hat, geht unsereins in den Supermarkt und kauft sich genmanipuliertes Gemüse, das in den eigenen vier Wänden zubereitet und schliesslich am Tisch gesittet zugenommen wird. Dieser Kontrast von Sitte und Wildheit, von Künstlichem und Natur, von Jagd und Selbstverständlichkeit wird in dieser Arbeit reflektiert und ironisiert. Eine Fotografie, aufgenommen inmitten eines wildgewachsenen Waldes, wurde mehrmals vervielfältigt, ausgedruckt und auf den Tisch und den dazu-gehörigen Objekten aufgeklebt. So entsteht ein Camouflage-Effekt; die Objekte verschwinden und verstecken sich in der Wildnis des Waldes. In dieser Arbeit wird mit der Beziehung zwischen Mensch und Objekt gespielt - ein normales Essen ist nicht möglich, da die Objekte zunächst gesucht werden müssen und die typisch heimische Tischatmosphäre im Haus durch einescheinbar natürliche Umgebung ersetzt wird.

 

^RomanTisch

Wer kennt das nicht - ein romantisches Dinner zu zweit. Im Schein der Kerze blicken sich zwei verliebte Augenpaare an. Im Hintergrund erklingt leise Musik und der Gedanke an das, was womöglich nach dem Essen passieren könnte. Unsere Arbeit spielt mit dieser Vorstellung eines Candle-Light-Dinners, das gewöhnlich in der Vertikalen beginnt und in der Horizontalen endet. Wachs, das Material, aus dem Candle-Light-Dinners gemacht sind, wird zum Material des beiden Personen steigert, sie näher zusammenrücken lässt, bis sie schließlich...

 


Fakultät für Design & Künste Freie Universität Bozen
Sommersemester 2005