Interaktion

Ein Projekt in 4 Modulen

Der Nachbar

Lauschangriff von nebenan?
Daniel Frank
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Grundriss_Ich Grundriss_Er
In der Kurzgeschichte »Der Nachbar« von Franz Kafka handelt es von einem jungen Mann, der ein Geschäft betreibt. Zu seinem Arbeitsapparat gehören zwei Fräulein mit Schreibmaschinen und Geschäftsbüchern im Vorzimmer und sein eigenes Bürozimmer mit Schreibtisch, Kasse, Beratungstisch, Klubsessel und Telephon. Dieser junge Mann ist gleichzeitig der Ich-Erzähler dieser Geschichte.
In die kleine Nebenwohnung zieht ein anderer junger Mann, der dort ebenfalls einem Geschäft nachgeht, ähnlich dem des Erzählers, wie sich herausstellt.
Kafka beschreibt in dieser Kurzgeschichte sehr schön, wie der Ich-Erzähler sich mehr und mehr Gedanken darum macht, was wohl sein Nachbar auf der anderen Seite der Wand den ganzen Tag macht. Er stellt Vermutungen über den Nachbarn an, versucht mehr über ihn in Erfahrung zu bringen und hat irgendwann das Gefühl, dieser Nachbar habe etwas zu verbergen. Vielmehr noch: Das Ganze endet darin, dass der Erzähler sich völlig anders verhält als bisher da er sich selbst einredet, sein Nachbar würde ihn bespitzeln und belauschen und sich dadurch Vorteile für sich und dessen eigenes Geschäft erschleichen.

Mit meiner kleinen Website zu dieser Kurzgeschichte habe ich versucht, zum Einen die Verwirrung und auf Vermutungen basierende Verhaltensänderung des Ich-Erzählers darzustellen. Zum Anderen agiert der User durch den angedeuteten Grundriss des Hauses bzw. der Wohnungen und der nur mit Hilfe von Text und Linien dargestellten Gegenstände direkt zwischen den beiden Nachbarn, nicht zuletzt indem er sich non-linear durch die Kurzgeschichte navigiert.

Grundriss_WasTutEr? Aussage "Ich"
Von der Startseite (mit Autor und Titel) ausgehend, auf der schon angedeutet ein Grundriss, eine Tür und ein Treppenhaus zu sehen sind, betritt der User quasi das Haus, in der sich die Geschichte abspielt. Als erstes muss der User, eher durch probieren und aus seiner Erfahrung heraus, den Grundriss der Wohnungen sichtbar machen, indem er über die durch Unterstreichung deutlich als Link gekennzeich-neten Worte »Ich«, »Er« und »Was tut er« den Mauszeiger bewegt.
Ab diesem Punkt ist das Konzept meiner kleinen Website eine Art »sich spielerisch Bewegen« des Users in der Geschichte. Der Benutzer hat die Möglichkeit, über den ersten Menüpunkt »Ich« in die von mir neu zusammengesetzte Geschichte einzusteigen. Geht er zuerst auf den Menüpunkt »Er« startet der User in die Geschichte mit der ersten Aussage über »Ihn«, den Nachbarn. Als dritte Möglichkeit gibt es den Punkt »Was tut er?«, an welchem die Geschichte mit der ersten Vermutung, die der Ich-Erzähler über seinen Nachbarn anstellt, beginnt.
Ich habe die Kurzgeschichte in 28 Teile zerlegt und neu zusammengesetzt, dass die Teile durch ein gleiches Wort oder den gleichen Inhalt einen neuen, verbinden Strang erhalten.
Ist der Benutzer also an einem dieser drei Punkte in die Geschichte eingestiegen, navigiert er sich über Links, die die Farbe des jeweils nächsten Satzes zu "Ich", "Er" oder "Was tut er?" anzeigen, durch die neu zusammengesetzte Geschichte. Ebenso besteht die Möglichkeit, von jedem Teil der Geschichte aus in den Originaltext von Franz Kafka zu springen um zu schauen, wo man sich, linear gesehen, befindet. Für den User ebenso jederzeit möglich ist das »Umschalten« auf den linearen Strang der Geschichte. Als kleiner Zusatz kann über den Link »Grundriss« jederzeit zum Ausgangspunkt, also quasi zu dem Punkt, als der Benutzer das Haus betreten hat, zurückgekehrt werden.
Beim ersten Benutzen eventuell noch nicht gleich ersichtlich, stößt man bei wiederholtem »Neuaufbau« der Wohnungsgrundrisse auf die verlinkten Gegenstände in den beiden Wohnungen, die in der Geschichte eine wesentliche Rolle spielen. Diese Links führen einfach zum Originaltext, in dem angezeigt wird, an welchen Stellen des Textes diese Gegenstände auftauchen.

Aussage "Er" Aussage "Was tut er?" Insgesamt gesehen ist keine vollkommen non-lineare Leseweise entstanden, jedoch hat der User Möglichkeiten zu wählen, wo er in der Geschichte einsteigen will. Die Art Grundriss mit den verlinkten Objekten »im Raum« steigern zudem die Interaktionsmöglichkeiten für den Benutzer.

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Links:
Zur Person Franz Kafka Kafkas Werke


Fakultät für Design & Künste Freie Universität Bozen
Sommersemester 2005