Die Kurzgeschichte Fräulein Else“ von Arthur Schnitzler handelt von einem jungen Mädchen namens Else, die während eines Urlaubs einen Expressbrief von ihrer Mutter erhält, in dem sie von ihren Eltern aufgefordert wird, ihrem Vater aus der Geldnot, die durch seine Spielsucht entstanden ist, zu helfen, indem sie einen zufällig ebenfalls anwesenden Freund der Familie um die nötige Summe bittet. Als sie den sogenannten Freund Dorsday mit der Bitte der Eltern konfrontiert, nutzt er die Situation aus und fordert sie zu einer unanständigen Gegenleistung auf.
Die Novelle ist in der Form des inneren Monologs geschrieben, d.h. man erlebt die ganze Geschichte aus der Sicht der Protagonistin Else. Diese ist, neben den einzelnen Familienmitgliedern und Dorsday, die wichtigste und komplexeste Person. Daher habe ich in meiner Arbeit entsprechend dieser drei Charakterkomplexe drei Handlungsstränge aus der Novelle extrahiert, zwischen denen der Leser frei wählen kann. Ausgangspunkt eines jeden Stranges ist eine Ansammlung von Worten- bei Else handelt es sich um Adjektive aus ihren Aussagen (beschreibende Worte, da ihr komplexer Charakter im Mittelpunkt steht), bei der Familie sind es Nomen aus dem Expressbrief (Schlagworte, die durch ihre Schwere und Kraft konstituiert und erdrückend wirken, so wie die Forderung der Eltern) und bei Dorsday finden sich Verben, die in dem unanständigen Gespräch vorkommen (“Tuwörter”, die zum Handeln auffordern- denn Handeln muss Else).
Nach der Startseite wird der Besucher in einer Übersicht von sechs Links aufgefordert, sich für eine der Möglichkeiten zu entscheiden- entweder er wählt einen dieser drei Stränge, zwischen denen er über Links hin- und herspringen kann. Oder er kann die drei wichtigsten Teile der Geschichte, die jeweils einem der Stränge zugehörig sind, lesen: den Dialog zwischen Dorsday und Else, bei dem er sie um die Gegenleistung bittet, den Expressbrief der Mutter und das Ende der Geschichte.
Die Qualitäten dieser nonlinearen Version liegen darin, dass sich der Leser selbst aussuchen kann, was ihn an den Hauptcharakteren interessiert, wie weit er sich in die Geschichte reinlesen möchte, oder ob er gleich zum Ende kommen will. Die Sortierung der Textteile ist bereits eine Interpretation der Geschichte und dadurch sind gewisse Aspekte der Geschichte klarer zu erkennen. Es bieten sich viele verschiedene Lesarten an, oberflächlich, konkret, schnell, langsam, oder gründlich. Diese Qualität meines Hypertextes ermöglicht es, ein breiteres Publikum zu erreichen als die komplexe Originalnovelle, da er sowohl für leidenschaftliche Leseratten als auch für Büchermuffel geeignet ist.
Dem Leser ist eine große Freiheit überlassen, da er durch die netzartige Struktur der Seite fast immer derjenige ist, der entscheidet, wie es weitergeht, Sackgassen entstehen nicht.
Bei der visuellen Gestaltung habe ich mich bei der Unterscheidung der Stränge für drei Farben (gelbgrün für die Familie, braun für Dorsday, rosa für Else) und drei Schriften (Courier für die Familie, Times New Roman für Dorsday, Arial Kursiv für Else) entschieden, die allesamt die Bedeutung der einzelnen Kategorien unterstreichen.
Die einzelnen Textteile befinden sich in weissen Fenstern und man kann sich, ähnlich einer Diashow, anhand von Zahlen weiterklicken.
Möchte man zu einem der drei Stränge zurück kehren, kann man dies anhand von drei der Hauptlinks, die sich auf jeder Seite befinden, tun. Ebenso auf jeder Seite befindet sich ein Link über den man zur Übersichtsseite vom Anfang zurückkehren kann, wenn man sich nochmal neu orientieren will.
Nur die drei essentiellsten Teile der Geschichte unterscheiden sich sowohl untereinander als auch in Bezug auf die Struktur der restlichen Seiten voneinander, um dem Leser die Relevanz des von ihm gewählten Textteils zu kommunizieren.